Meditation zum 12. Sonntag im Jahreskreis
Mut zum Bekenntnis
Foto: RainerSturm / pixelio.de
Klara Weißbescheid ist die „Zeitung“ vom Neuerweg, höre ich immer wieder mal in der Nachbarschaft. Willst du die letzten Neuigkeiten aus der Siedlung wissen, brauchst du sie nur anzusprechen. Sie ist immer auf dem neuesten Stand.
„Was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern.“
Na, da macht Klara Weißbescheid doch alles richtig, oder? Sie erzählt bereitwillig, plaudert alles aus, behält nichts für sich. Wirklich? Darf ich weitererzählen, wovon mir jemand im Vertrauen berichtet hat? Muss ich jede Neuigkeit weiterverbreiten? Sicher nicht! Worum geht es Jesus?
Jesus ermutigt zu furchtlosem und freimütigem Bekenntnis, nicht zu Tratsch und Klatsch. Er beschwört seine Zuhörer: „Fürchtet euch nicht! Habt keine Angst!“ Wenn Herr Meyer mit Frau Müller ein Techtelmechtel beginnt, ist das eine oft begehrte Neuigkeit. Wenn sich aber jemand zu Gott und seinen Geboten oder zu seiner Kirche bekennt, dann kann es geschehen, dass er belächelt wird oder lästig fällt. Zum Glauben zu stehen, erfordert oft genug Mut, elbst bei uns in Deutschland, wo es nicht um Leib und Leben geht.
Jesus fordert mich auf: Sprich freimütig davon, was dir Gott bedeutet. Tritt für deine Überzeugungen ein. Du kannst sicher sein: Gott ist dir nah, er weiß, wie es um dich steht. Lass dich nicht dazu verführen, den Mund zu halten oder zu kuschen, wenn du spürst: Hier kommt es auf mich an. Hier muss ich meine Meinung sagen. Ich muss jemanden schützen, zu jemandem stehen. Jetzt muss ich verantwortlich handeln. Ich darf keinen Hehl aus meiner Überzeugung und meinem Glauben machen. Du würdest dein Leben verfehlen. Du könntest deine Selbstachtung verlieren. Du wärst nicht mehr du selber.
Dass Gottes Wahrheit offenbar wird, hat auch mit mir zu tun. Wer weiß, vielleicht bin ich die einzige Bibel, die manche Leute lesen. Das zumindest hat mir meine Cousine vor langen Jahren ins Poesiealbum geschrieben: „Gib acht, wie du lebst. Du bist vielleicht die einzige Bibel, die manche Leute lesen.“ Fasziniert hat mich dieser Satz von Anfang an, aber verstehen (und leben) kann ich ihn nur allmählich.
Brigitte Schmitz, Gemeindereferentin Bistum Aachen