Meditation zum 3. Sonntag der Osterzeit
Erkennen
Foto: Inge Goldmann
Sie ist eine meiner liebsten Stellen in der Bibel, die Erfahrung der Emmausjünger, die enttäuscht und frustriert nach dem Opfertod Jesu auf dem Weg nach Emmaus sind. Nein, sie wissen noch nicht, dass er bereits Anderen erschienen ist, sie wissen noch nichts von der Größe der Botschaft, die sich auf dem Weg für sie eröffnen wird. Als ihnen ein Fremder begegnet, erkennen sie in ihm Christus nicht. Sie erkennen in ihrer Trauer nicht, dass er sich auch ihnen offenbaren will.
Die Jünger erzählen ihm von den Geschehnissen in Jerusalem und wundern sich, dass er nichts darüber gehört hat. Gemeinsam machen sie sich mit ihm auf den Weg, er legt ihnen die Schriften aus und sie bekommen wieder Zuversicht. Ein kleiner Funke brennt in ihnen, und sie laden den Fremden ein zu bleiben.
Sie erkennen ihn als Christus erst, als ER mit ihnen isst und trinkt, das Brot bricht — Eucharistie feiert. Sie begreifen nun wahrhaftig, dass er es ist, dass die Botschaft vom Heil der Welt nicht mit dem Kreuzestod zu Ende ist, dass sie keiner Ideologie gefolgt sind, sondern der tiefsten Wahrheit ihres Daseins: Alle sind in Christus eins geworden, alle haben die Chance, durch ihn in Gott verbunden zu sein und sich in der christlichen Nachfolge auf den Weg zu machen. Zu allen Zeiten, in allen Lebenslagen – pilgernd, suchend, hoffend, trauernd, fragend. Es gibt viele Wege, sich Gott zuzuwenden.
Die frohe Botschaft im Emmausevangelium ermutigt alle, die sie hören, im Tod Jesu nicht das Ende zu sehen, sondern in seiner Auferstehung die Wahrheit, die alle Erwartungen übersteigt. Solange wir — wie die Emmausjünger — unterwegs sind auf verschiedenen Wegen, mit unterschiedlichen Gefühlen und Erwartungen, solange geht der Auferstandene mit uns.
Brigitta Schelthoff
Gemeindereferentin in der GdG Hückelhoven, Bistum Aachen