2020 04 26 foto Inge Goldmann

Meditation zum 3. Sonntag der Osterzeit

Erkennen

Foto: Inge Goldmann

Sie ist eine mei­ner liebs­ten Stel­len in der Bibel, die Erfah­rung der Emma­us­jün­ger, die ent­täuscht und frus­triert nach dem Opfer­tod Jesu auf dem Weg nach Emma­us sind. Nein, sie wis­sen noch nicht, dass er bereits Ande­ren erschie­nen ist, sie wis­sen noch nichts von der Grö­ße der Bot­schaft, die sich auf dem Weg für sie eröff­nen wird. Als ihnen ein Frem­der begeg­net, erken­nen sie in ihm Chris­tus nicht. Sie erken­nen in ihrer Trau­er nicht, dass er sich auch ihnen offen­ba­ren will.

Die Jün­ger erzäh­len ihm von den Gescheh­nis­sen in Jeru­sa­lem und wun­dern sich, dass er nichts dar­über gehört hat. Gemein­sam machen sie sich mit ihm auf den Weg, er legt ihnen die Schrif­ten aus und sie bekom­men wie­der Zuver­sicht. Ein klei­ner Fun­ke brennt in ihnen, und sie laden den Frem­den ein zu bleiben. 

Sie erken­nen ihn als Chris­tus erst, als ER mit ihnen isst und trinkt, das Brot bricht — Eucha­ris­tie fei­ert. Sie begrei­fen nun wahr­haf­tig, dass er es ist, dass die Bot­schaft vom Heil der Welt nicht mit dem Kreu­zes­tod zu Ende ist, dass sie kei­ner Ideo­lo­gie gefolgt sind, son­dern der tiefs­ten Wahr­heit ihres Daseins: Alle sind in Chris­tus eins gewor­den, alle haben die Chan­ce, durch ihn in Gott ver­bun­den zu sein und sich in der christ­li­chen Nach­fol­ge auf den Weg zu machen. Zu allen Zei­ten, in allen Lebens­la­gen – pil­gernd, suchend, hof­fend, trau­ernd, fra­gend. Es gibt vie­le Wege, sich Gott zuzuwenden. 

Die fro­he Bot­schaft im Emma­us­evan­ge­li­um ermu­tigt alle, die sie hören, im Tod Jesu nicht das Ende zu sehen, son­dern in sei­ner Auf­er­ste­hung die Wahr­heit, die alle Erwar­tun­gen über­steigt. Solan­ge wir — wie die Emma­us­jün­ger — unter­wegs sind auf ver­schie­de­nen Wegen, mit unter­schied­li­chen Gefüh­len und Erwar­tun­gen, solan­ge geht der Auf­er­stan­de­ne mit uns.

Bri­git­ta Schelt­hoff
Gemein­de­re­fe­ren­tin in der GdG Hückel­ho­ven, Bis­tum Aachen